Diabetisches Fußsyndrom
Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Clara Möser
Krankheitsbilder
- Ulzerationen (schlecht heilende Wunden) mit Infektion und/oder Ischämie (verminderte Durchblutung)
- insbesondere im Vorfuß- oder Fersenbereich
- Komplikationen: Abszess-Bildung (Abszedierung), Entzündung des Knochens und Knochenmarks (Osteomyelitis), Infektion der Gelenkkapsel
- Nekrosen (nicht heilende Wunden)
- Diabetische Neuro-Osteo-Arthropathie (DNOAP, sogenannter „Charcot-Fuß“): Destruktion einzelner oder multipler Gelenke und/oder Knochen
- Amputationen
Risikofaktoren
- Diabetes-Einstellung (Hyperglykämien)
- Vorliegen einer sensorischen, motorischen und/oder autonomen Neuropathie
- Durchblutungsstörungen in den Beinen (Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK))
- Eingeschränkte Gelenkmobilität (Limited Joint-Mobility (LJM))
- Druckfehlbelastungen (zum Beispiel durch ungeeignetes oder zu enges Schuhwerk, Fußdeformitäten, Adipositas)
- Hornhautschwielen, Hühneraugen, eingewachsene Zehennägel
- Biopsychosoziale Faktoren (zum Beispiel Depression, Vernachlässigung, Krankheitsüberzeugungen, fehlende soziale Unterstützung)
- Rauchen
- Starker Alkoholkonsum
- Seheinschränkungen
Prävention
- Regelmäßige Untersuchung der Füße und des Schuhwerks:
- Gezielte Anamnese in Bezug auf das Vorliegen von Schmerzen, Taubheitsgefühlen sowie Missempfindungen oder Fehlen von Empfindungen
- Beidseitige Fußuntersuchung: Hautstatus, Muskulatur, Deformitäten, Beweglichkeit, Hauttemperatur und weitere
- Prüfung der Drucksensibilität und/oder der Vibrationsempfindung
- Palpation (Tasten) der Fußpulse
- Schulung aller Beteiligten
- Psychosoziale Betreuung
Die Kommission Apotheker in der Diabetologie (BAK/DDG) hat mehrere Checklisten und SOPs für die Beratung zum Thema Fuß von Menschen mit Diabetes in der Apotheke ausgearbeitet:
Regelmäßige Kontrollen
- Selbstkontrolle und -pflege durch die Patientinnen und Patienten: Hier gelangen Sie zur Grafik "Fürsorge für Füße – Die richtige Pflege bei Diabetes"
- Empfehlung zur ärztlichen Erstuntersuchung:
- Typ-1-Diabetes: Ab dem 11. Lebensjahr oder spätestens 5 Jahre nach der Diabetes-Diagnose
- Typ-2-Diabetes: Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
- Rhythmus der ärztlichen Kontrollen:
- Keine periphere Neuropathie: 1-mal jährlich
- Periphere Neuropathie: 1-mal alle 6 Monate
- Periphere Neuropathie mit PAVK und/oder Fußdeformitäten: Alle 3 bis 6 Monate (Spezialist/Spezialistin)
- Periphere Neuropathie und Ulkus oder Amputation in der Vorgeschichte: Alle 1 bis 3 Monate (Spezialist/Spezialistin)
Quellen:
Morbach, S. et al.: Diabetisches Fußsyndrom. In: Diabetologie, 2020, 15: S206-S215
Stand: 07.11.2020