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Risikofaktoren

Schlafmangel: Erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2?

Wissenschaftliche Unterstützung: Maximilian Huttasch

Die Zahl der Personen mit Übergewicht oder Typ-2-Diabetes ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Zeitgleich ist die durchschnittliche Schlafdauer während der letzten Jahre gesunken, sodass immer mehr Menschen von einem Schlafmangel berichten. Vor diesem Hintergrund hat nun ein Forschungsteam untersucht, ob zu wenig Schlaf – unabhängig von anderen Risikofaktoren – auf Dauer die Entstehung von starkem Übergewicht und Typ-2-Diabetes begünstigen kann. Dafür führte es eine Literaturrecherche durch und fasste die Aussagen der Studien zusammen.

 

Je kürzer die Schlafdauer, desto höher das Risiko für Übergewicht

In großen Übersichtsstudien mit 15.000 bis zu 200.0000 Teilnehmenden ging eine selbstberichtete kurze Schlafdauer durchgängig mit einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas) einher. Dabei zeigte sich: Je kürzer die Nächte, desto höher das Risiko für starkes Übergewicht. Dieser Zusammenhang ergab sich unabhängig von weiteren Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Studienqualität.

In Untersuchungen zur Gewichtsreduktion – etwa durch eine verminderte Kalorienzufuhr oder operative Maßnahmen wie eine Magenverkleinerung – hatten Teilnehmende mit einer kurzen Schlafdauer zudem größere Probleme, Gewicht zu verlieren und ihren Gewichtsverlust langfristig beizubehalten, im Vergleich zu Teilnehmenden mit einer längeren Schlafdauer. Allerdings wiesen diese Studien nur eine geringe Anzahl an Teilnehmenden auf. Deshalb sind großangelegte randomisierte, kontrollierte Studien notwendig, um mögliche Zusammenhänge zwischen Schlafdauer und Gewichtsverlust aufzudecken.

 

Zu wenig Schlaf schadet – zu viel aber auch

Zahlreiche Metaanalysen und Bevölkerungsstudien zeigen zusätzlich, dass sich neben dem Risiko für Übergewicht bei einer Schlafdauer von 5 bis 6 Stunden pro Nacht auch das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Den Studienergebnissen zufolge scheint jedoch auch eine übermäßig lange Schlafdauer (mehr als 9 Stunden/Nacht) das Typ-2-Diabetes-Risiko zu erhöhen.

Liegt bereits ein Typ-2-Diabetes vor, könnte die Schlafdauer ebenfalls einen Einfluss haben. Allerdings waren diese Studienergebnisse nicht immer eindeutig und wiesen insgesamt nur eine sehr schwache Evidenz auf.

 

Verstärktes Hungergefühl und höherer Süßigkeiten-Konsum

Die Ursachen für den Zusammenhang zwischen einer kurzen Schlafdauer und einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes sind noch nicht vollständig geklärt. Bisherige Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass wenig Schlaf mit einem verstärkten Hungergefühl, gesteigertem Appetit und einer erhöhten Kalorienzufuhr einhergeht – vor allem in Form von Desserts und Süßigkeiten.

 

Kann gesunder Schlaf die Risiken senken?

Ob eine Veränderung der Schlafdauer diese Risiken mindern oder gar ausschalten kann, bleibt unklar. Die aktuelle, bisher schwache Evidenz scheint gegen einen generellen, direkten Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Adipositas- und Typ-2-Diabetes-Risiko zu sprechen. In randomisierten kontrollierten Studien muss dies nun überprüft werden.

Die gute Nachricht: Die Schlafdauer scheint beeinflussbar zu sein – auch ohne Medikamente – etwa durch Verhaltensänderungen oder psychologische Maßnahmen. Tipps für einen besseren Schlaf finden Sie auch in unserem diabinfo-Podcast mit Prof. Dr. Bernhard Kulzer.

 

Quelle:
Antza, C. et al.: The links between sleep duration, obesity and type 2 diabetes mellitus. In: J Endocrinol, 2021, 252: 125-141