Veranstaltungen: diabinfo im Dialog
diabinfo.de organisiert Veranstaltungen für Menschen mit Diabetes, ihre Angehörigen und weitere Interessierte. Ausgewiesene Expertinnen und Experten aus der Medizin und Diabetes-Forschung halten Vorträge — verständlich, aktuell und kostenfrei. Ihre persönlichen Fragen sind immer willkommen.
21. Oktober 2024: Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die Psyche nicht außer Acht lassen
Im digitalen Forum 2024 stand die Verbindung zwischen Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischer Gesundheit im Mittelpunkt.
Psychische Aspekte bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Psychologe am Diabetes Zentrum Mergentheim, erklärte, wie belastend der tägliche Umgang mit Diabetes für Menschen mit der Erkrankung sein kann. Durch die ständige Sorge um Blutzuckerwerte und mögliche Komplikationen fühlen sich betroffene Personen häufig gestresst und besorgt.
Prof. Dr. Kulzer betonte, dass neben den körperlichen Belastungen auch das seelische Wohlbefinden wichtig sei. Er empfahl, sich frühzeitig psychologische Unterstützung zu suchen. Auch Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) können helfen, die Therapie zu erleichtern und den psychischen Druck zu mindern.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes
Prof. Dr. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin am Uniklinikum Heidelberg, legte den Fokus auf die erhöhte Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Diabetes. Dabei wirken sich Medikamente zur Diabetes-Therapie wie GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Hemmer oft auch positiv auf die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Neben einer guten Blutzuckereinstellung sei es entscheidend, das LDL-Cholesterin ("schlechtes Cholesterin") im Blick zu behalten. Zudem sei es wichtig, regelmäßig die Füße zu kontrollieren, um Anzeichen wie Wunden oder Druckstellen frühzeitig zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen.
Für Abwechslung zwischen den Vorträgen sorgte eine „bewegte Pause“, bei der sich die Teilnehmenden durch einfache Übungen unter Anleitung kurz auflockern konnten.
Weitere Beiträge der Expertin und des Experten können Sie zum Beispiel unter unseren Podcasts hören:
- Podcast „Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ mit Prof. Dr. Julia Szendrödi
- Podcast „Der richtige Umgang mit Stress“ mit Prof. Dr. Bernhard Kulzer
diabinfo.de bietet zudem vertiefende Informationen:
Psyche und Motivation:
- Diabetes Typ 1: Psychische Belastung und Motivation
- Diabetes Typ 2: Psychische Belastung und Motivation
Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Vergangene Veranstaltungen
Im Mittelpunkt des Webinars stand das Thema Bewegung und Sport für Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
Beim Vortrag von Prof. Dr. Christine Joisten von der Sporthochschule Köln ging es zunächst um die Motivation, überhaupt Sport zu treiben oder sich zu bewegen. Denn laut Frau Joisten geht es in erster Linie darum, etwas zu finden, das Spaß macht. Nur so bleibt man auch langfristig am Ball.
Dabei geht es nicht nur um Ausdauer- oder Kraftübungen, sondern vor allem um die alltäglichen Bewegungen – wie Hausarbeit, Treppensteigen, Spazierengehen oder Gartenarbeit – die sogenannte "Alltagsmobilität".
Hier geht es zu den Vortragsfolien von Frau Joisten
Ergänzend dazu berichtete Prof. Dr. Cora Weigert vom Universitätsklinikum Tübingen, was genau im Körper und vor allem in den Muskeln während körperlicher Aktivität passiert. So kann beispielsweise während des Sports die Zuckeraufnahme in den Muskeln um das 50-fache steigen!
Hier geht es zu den Vortragsfolien von Frau Weigert
Auch die anschließende Diskussionsrunde mit bewegungsfreudigen Menschen mit Diabetes kam zu dem Fazit: Schon ein wenig Bewegung, kann viel bewirken. Und so machte auch Frau Dr. Becker, Diabetologin aus Bonn, zum Schluss nochmals Mut, im wahrsten Sinne den „Schritt zu wagen“. Denn – egal, ob groß oder klein – bei jedem Einzelnen von uns kann schon die kleinste Bewegung eine große Veränderung bewirken.
Weitere Informationen zu Bewegung bei Diabetes
Für Typ-1-Diabetes:
- So bleibt der Blutzucker unter Kontrolle
- Diabetes-Sporttagebuch
- Video: Interview mit Radrennprofi Oliver Behringer
- Für Fachkreise: Weitere Informationen
Für Typ-2-Diabetes:
- Bewegung bei Typ-2-Diabetes
- Motivationshilfen
- Trainingspläne
- Podcast: „Im Alltag fit halten“
- Video: Wie verbessert Bewegung Typ-2-Diabetes?
- Für Fachkreise: Körperliche Aktivität bei Typ-2-Diabetes
Weiterführende Links:
- DDG Arbeitsgemeinschaft "Diabetes, Sport & Bewegung"
- www.gesund-aktiv-aelter-werden.de
- www.rehasportdiabetes.de
- Vereinigung diabetischer Sportler
Ernährung: Auf Menge und Qualität kommt es an
Beim Thema Ernährung mit Prof. Dr. Christina Holzapfel vom Institut für Ernährungsforschung am Klinikum rechts der Isar der TU München ging es unter anderem um energiedichte versus energiearme Lebensmittel. Letztere machen bei gleicher Menge auf dem Teller einen ausschlaggebenden Unterschied für das Gewichtsmanagement. Beim Abnehmen unterstützen kann auch Fasten, vor allem die 16:8-Methode (8 Stunden essen und 16 Stunden fasten) bietet sich dabei für Menschen mit Diabetes an. Allerdings sollte auf die ausgelassene Mahlzeit auch wirklich verzichtet und diese nicht während der Essensphase noch zusätzlich aufgenommen werden. Denn generell gilt: Um Gewicht zu verlieren, müssen weniger Kalorien aufgenommen als verbraucht werden.
Eine andere Option stellt die Reduktion der Kohlenhydratmenge dar. Doch wodurch soll die verringerte Menge an Kohlenhydraten ersetzt werden? Vorsicht ist hier geboten bei tierischen, gesättigten Fettsäuren, die zu Fettstoffwechselstörungen führen können. Zudem kann eine Reduktion der Kohlenhydrate das Unterzuckerungsrisiko (Hypoglykämie) erhöhen. Vorrangig sollte daher sein, die zugeführte Menge an Insulin den aufgenommenen Kohlenhydraten anzupassen. Personen mit Typ-1-Diabetes wird dementsprechend die gleiche ausgewogene und qualitativ hochwertige Ernährung empfohlen wie Personen mit Typ-2-Diabetes.
diabinfo.de bietet weitere, vertiefende Informationen
- Podcast "Gesunde Ernährung für Einsteiger" mit Prof. Dr. Andreas Fritsche
- Podcast "Wie schaffe ich es, abzunehmen?" mit Prof. Dr. Andreas Pfeiffer
- Podcast "Die richtige Ernährung bei Typ-2-Diabetes" mit Prof. Dr. Christina Holzapfel
- Ernährung bei Diabetes Typ 1
- Diabetes Typ 2: Ernährung
In unserem Studienverzeichnis finden Sie auch eine Studie zu intermittierendem Fasten, IFIS. Die von Frau Prof. Dr. Holzapfel angesprochenen Studie wird bundesweit an mehreren Standorten durchgeführt.
Das Institut für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar der TU München hält für seine Patientinnen und Patienten weitere Materialien bereit:
Schwangerschaftsdiabetes / Schwanger mit Diabetes
Ein Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, tritt erstmals während einer Schwangerschaft auf und verschwindet zumeist nach der Entbindung wieder. Die werdenden Mütter bemerken ihre erhöhten Blutzuckerwerte selbst nicht. Deshalb wird im Rahmen der Schwangerschaftsbetreuung ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Im Gegensatz zu Frauen mit Diabetes sind Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes zunächst mit der Stoffwechselerkrankung und ihrer Behandlung nicht vertraut. Dies führt oft zu zusätzlichen Fragen und Sorgen.
Bei diabinfo im Dialog teilten Julia Gagelmann (2 Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes) und Lisa Schütte (Typ-1-Diabetes seit ihrer Kindheit) ihre Erfahrungen mit dem Publikum. Als Expertin begleitete Prof. Dr. Ute Schäfer-Graf von der Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe am St. Joseph Krankenhaus Berlin und Co-Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Schwangerschaft der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die Podiumsdiskussion.
Dem Blutzuckermanagement kommt während einer Schwangerschaft eine noch größere Bedeutung zu. Frauen mit Typ-1-Diabetes, die ein CGM-System (kontinuierliche Glukosemessung) nutzen, riet die Expertin zu einer Time in Range von 70 bis 140 mg/dl (3,9 bis 7,8 mmol/l). Frauen mit Typ-1-Diabetes, die eine Schwangerschaft planten, sollten möglichst bereits im Vorfeld auf stabil gute Blutzuckerwerte achten.
Das regelmäßige Messen des Blutzuckerspiegels sei auch bei einem Schwangerschaftsdiabetes wichtig. Es werde schnell zu Routine, meinte Julia Gagelmann. Als werdende Mutter sei man hochmotiviert, für die eigene Gesundheit zu sorgen, befanden beide Mütter.
Dazu gehöre auch, viel und regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen. Schwimmen, Radfahren und Spazierengehen / Laufen biete sich hier an, präzisierte Prof. Dr. Schäfer-Graf. Sportarten mit abrupten Bewegungen wie Squash seien für Schwangere nicht geeignet. Je früher in der Schwangerschaft man damit beginne, desto leichter falle es einem, diese Abläufe aufzunehmen und bis zum Ende durchzuhalten. Noch besser sei es natürlich, sich bereits vor der Schwangerschaft regelmäßig zu bewegen und sein Idealgewicht anzustreben.
diabinfo.de bietet weitere vertiefte Informationen:
- Hintergrundartikel rund um das Thema Schwangerschaftsdiabetes
- Podcast "Schwangerschaftsdiabetes" mit Frau Dr. Sandra Hummel
- Erfahrungsbericht zu Schwangerschaftsdiabetes
- Wie wirkt sich Diabetes auf Kinderwunsch und Schwangerschaft aus?
- Podcast "Schwangerschaft mit bestehendem Diabetes Teil 1" mit Frau Prof. Dr. Schäfer-Graf
- Podcast "Schwangerschaft mit bestehendem Diabetes Teil 2" mit Frau Prof. Dr. Schäfer-Graf
Subtypen des Diabetes: Was bedeutet die neue Einteilung für Vorbeugung und Behandlung?
Typ-F-Diabetes: Was tun, wenn Angehörige an Typ-1- oder Typ-2-Diabetes erkranken?
Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Diabetes Zentrum Mergentheim, im Gespräch mit Angehörigen von Menschen mit Diabetes
Auf diabinfo.de finden Sie viele wertvolle Informationen zu den besprochenen Themen:
Schulung in Anspruch nehmen:
- Wissen hilft Ängste abzubauen! Eignen Sie sich selbst ein Grundwissen über Diabetes an. Es gibt Schulungsprogramme, die sich speziell an Angehörige richten. Fragen Sie Diabetesberater/innen oder die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt Ihres Partners danach.
- Lesen Sie mehr:
diabinfo: Patientenschulung bei Diabetes Typ 1
diabinfo: Patientenschulung bei Diabetes Typ 2
Hilfestellung zum Umgang mit der Erkrankung des Partners:
- Diagnose Typ-1-Diabetes: Und jetzt? Was ist nun wichtig?
- Diagnose Typ-2-Diabetes: Und jetzt? Was ist nun wichtig?
- Familie und Freunde: Diabetes Typ-F
Wie umgehen mit der Angst vor Unterzuckerungen (Hypoglykämien)?
- Ermutigen Sie Ihre Partnerin/Ihren Partner, technische Hilfsmittel zu nutzen (Insulinpumpen, rtCGM, iscCGM). Alarmfunktionen reduzieren die Angst, unbemerkt in eine Unterzuckerung zu geraten.
- Wenn Sie an Ihrem Partner/Ihrer Partnerin Symptome einer Unterzuckerung bemerken, und dieser/diese ablehnend gegenüber Hilfestellung ist: Bieten Sie ihm oder ihr dennoch Glukose in Form von 2 bis 4 Plättchen Traubenzucker, einer Hand voll Gummibärchen oder 1 Glas Fruchtsaft an, treten Sie bestimmt auf. Berührungen sind häufig kontraproduktiv – trotzdem: bleiben Sie standhaft!
- Unterzuckerung und Ketoazidose: Notfall-Situationen bei Diabetes
Auf die Ernährung achten:
Strategien gegen Stress entwickeln:
- Stress und Ärger können die Blutzuckerwerte in die Höhe treiben. Spüren Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin Stressauslöser auf und suchen Sie gemeinsam nach Mitteln und Wegen, Stress abzubauen: Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Sport….
- Probieren Sie aus, welche unserer Entspannungs-Tipps für Sie geeignet sind.
- In unserer Mediathek finden Sie unter vielem anderen Podcast-Folgen zum Thema Entspannung mit Prof. Bernhard Kulzer
Folgeerkrankungen vorbeugen:
- Nutzen Sie Vorsorgeuntersuchungen, haben Sie Vertrauen zu Ihrem Diabetes-Team und bleiben Sie mit diesem im Gespräch.
- Informieren Sie sich über Folgeerkrankungen und deren Vorbeugung.
Unterstützung suchen:
- ‚Nur Du alleine schaffst es, aber Du schaffst es nicht alleine!‘ Suchen Sie Kontakt zu Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen. Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer und tauschen Sie sich aus mit Menschen, die Ihre Situation kennen und verstehen.
- Anlaufstellen und Adressen finden Sie hier
Diabetes in besonderen Lebensabschnitten: