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Folgeerkrankungen

Canagliflozin zögert Nierenversagen bei Typ-2-Diabetes heraus

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Karsten Müssig

Das blutzuckersenkende Medikament Canagliflozin, ein so genannter SGLT2-Hemmer, wirkt sich nicht nur positiv auf die Blutzuckerkontrolle aus, sondern kann auch die Niere schützen. Das zeigen Ergebnisse der CREDENCE-Studie.

Weltweit gehen die meisten Fälle von Nierenversagen auf Typ-2-Diabetes zurück. Denn als Folge eines Typ-2-Diabetes erkranken viele Menschen an einer chronischen Nierenerkrankung. In einer großen Studie mit 4.400 Patientinnen und Patienten war eine mögliche neue Therapieoption sehr erfolgreich.

Blutzuckersenker schützt Herz und Nieren

Getestet wurde in der internationalen Studie CREDENCE (Canagliflocin and Renal Events in Diabetes with Established Nephropathy Clinical Evaluation) das Diabetes-Medikament Canagliflozin. Es handelt sich um ein blutzuckersenkendes Medikament der Klasse der SGLT2-Hemmer. Nach den Studienergebnissen kann Canagliflozin bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung ein Nierenversagen aufhalten und schützt zudem vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In der Doppelblind-Studie mit Zufallsverteilung wurden alle Teilnehmenden (Durchschnittsalter: 63 Jahre) bereits mit einem Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blocker behandelt, dem aktuell einzigen zugelassenen Medikament für die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer chronischen Nierenerkrankung. In der Studie wurden sie zu einer zusätzlichen Behandlungsmaßnahme, entweder mit einer Canagliflozin- oder einer Placebo-Tablette, zugeordnet.

Risiko für chronische Nierenerkrankung um 30 Prozent niedriger

Am Ende einer mittleren Beobachtungszeit von etwas mehr als 2,5 Jahren zeigte eine Zwischenanalyse unter der Canagliflozin-Behandlung positive Auswirkungen auf die Nierenfunktion. Daraufhin wurde die Studie nach Einbezug von 4.401 Patientinnen und Patienten in 34 Ländern vorzeitig beendet. Bei Teilnehmenden, die Canagliflozin erhalten hatten, wurde in den 2,5 Jahren wesentlich seltener eine chronische Nierenerkrankung im Endstadium festgestellt als bei Placebo-behandelten Teilnehmenden. Das Risiko hierfür war unter Canagliflozin rund 30 Prozent geringer. Genauso waren bei diesen Patientinnen und Patienten weniger Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weniger Krankenhausaufenthalte aufgrund einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) aufgetreten.

Zahl der Fußamputationen nicht gestiegen

Unter der Canagliflozin-Therapie war die Zahl der Fußamputationen nicht höher als unter Placebo. Damit hat sich in dieser Studie die Befürchtung, dass Amputationen und Frakturen der unteren Extremitäten unter der Behandlung mit dem SGLT2-Hemmer zunehmen, nicht bestätigt. In einem vorherigen Studienprogramm hatte es unter Canagliflozin einen Anstieg der Amputationen gegeben.

Fazit der Forschungsgruppe

Das Medikament könnte also bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer Nierenschwäche, eine Gruppe von Patientinnen und Patienten, für die es bislang nicht viele Behandlungsoptionen gab, eine Option mit 3 Effekten sein: Es senkt den Blutzuckerspiegel und schützt, wie die CREDENCE-Studie zeigt, zudem die Niere und das Herz.

 

Quelle:
Perkovic, V. et al.: Canagliflozin and Renal Outcomes in Type 2 Diabetes and Nephropathy. In: N Engl J Med, 2019, 380: 2295-2306