Hauptinhalt anzeigen
Nachrichten
Typ-1-Diabetes Vorbeugung

Schützt eine Rotaviren-Impfung vor Typ-1-Diabetes?

Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sandra Hummel

Häufige virale Infektionen im Kleinkindalter können das Risiko erhöhen, Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Rotaviren sind die häufigsten Durchfallerreger bei Säuglingen und Kleinkindern. Kann die Schluckimpfung gegen Rotaviren Einfluss nehmen auf das Typ-1-Diabetes-Risiko? Dieser Frage gingen US-Forscher in einer großen Kohortenstudie nach.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei welcher das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Neben genetischen Faktoren scheinen wohl auch Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Säuglingsernährung, aber auch virale Infektionen eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen.

Frühere Studienergebnisse zeigten Hinweise darauf, dass eine Rotaviren-Schluckimpfung das Risiko für Typ-1-Diabetes möglicherweise verringern kann.

Schluckimpfung gegen Rotaviren – Schutz vor Typ-1-Diabetes?

Forschende aus den USA überprüften diese Hypothese nun noch einmal im Rahmen einer groß angelegten retrospektiven Kohortenstudie. Kann die Impfung gegen Rotaviren das Typ-1-Diabetes-Risiko verringern, oder erhöht sie es möglicherweise sogar?

Anhand eines US-amerikanischen Impf-Registers wurden rückblickend die Daten von fast 387.000 Kindern untersucht. Rund 360.000 Kinder davon hatten eine komplette Rotaviren-Impfung erhalten. Fast 16.000 Kinder waren unvollständig geimpft worden. Für ca. 11.000 Kinder war keine Rotaviren-Impfung dokumentiert worden. Die Daten der Kinder wurden durchschnittlich bis zu einem Alter von 5,4 Jahren ausgewertet.

Insgesamt entwickelten 464 Kinder während dieser Zeitspanne Typ-1-Diabetes. Bezogen auf jeweils 100.000 Personenjahre in den beobachteten Gruppen zeigten sich Häufigkeiten (Inzidenzraten) von 20.0 Fällen in der komplett geimpften Gruppe, 31.2 Fällen in der teilweise geimpften Gruppe und 22.4 Fällen in der nicht geimpften Gruppe. Die statistische Auswertung dieser Daten zeigte keinen Zusammenhang zwischen einer Rotaviren-Impfung und Typ-1-Diabetes in dem untersuchten Zeitraum.

Typ-1-Diabetes-Risiko unbeeinflusst, aber positiv für das Gesundheitswesen

Die Forschenden fassen abschließend zusammen, dass entsprechend der Studie eine Rotaviren-Impfung das Risiko für Typ-1-Diabetes vermutlich nicht verringere. Sie erhöhe es jedoch auch nicht. Seit Einführung der Rotaviren-Impfung in den USA seien Krankenhauseinweisungen aufgrund von Magen-Darm-Entzündungen um 31 bis 55 Prozent zurückgegangen. Für das Gesundheitswesen sei das ein großer Erfolg, welcher auch immense finanzielle Einsparungen zur Folge habe.

Als Nachteil des Studiendesigns nennen die Autoren, dass die Kinder nicht bis zu einem Alter von 10 bis 14 Jahren beobachtet wurden. Typ-1-Diabetes wird meist erst in diesem Alter neu diagnostiziert.

In Deutschland wird seit August 2013 die Impfung gegen Rotaviren für alle Säuglinge unter 6 Monaten standardmäßig empfohlen. Sie wird als Schluckimpfung durchgeführt (siehe Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI))


Quelle:
Glanz, J.M. et al.: Association between Rotavirus Vaccination and Type-1-Diabetes in Children. In: JAMA Pediatr. 2020;174(5):455-462. doi:10.1001/jamapediatrics.2019.6324