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Früherkennung

Studie benennt Kosten für bevölkerungsweites Typ-1-Diabetes-Screening

Ein Bluttest auf Inselautoantikörper reicht aus, um die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes bei Kindern früh zu erkennen und schwere Stoffwechselentgleisungen zu verhindern. Forschende haben nun berechnet, wie viel solch ein Test zur Früherkennung innerhalb der Regelversorgung kosten würde.

 

Inselautoantikörper Anzeichen für Prädiabetes

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Weltweit leben 4 von 1.000 Menschen unter 20 Jahren mit der Diagnose Typ-1-Diabetes. Dabei hat nur eine von 10 betroffenen Personen bereits einen nahen Verwandten mit der Erkrankung.

Um Typ-1-Diabetes in einem Frühstadium feststellen zu können, kann das Blut auf Inselautoantikörper untersucht werden. Die Antikörper dienen als Anzeichen einer Entzündung und Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas. So ist es möglich, bereits Jahre bevor es zu einem Insulinmangel und zu einer Erhöhung des Blutglukosespiegels mit Krankheitssymptomen kommt, ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes nachzuweisen.

Als prädiabetisch gelten Kinder, bei denen 2 und mehr Inselautoantikörper-Typen nachweisbar sind. Zu den diabetesassoziierten Inselautoantikörpern zählen:

  • Glutamatdecarboxylase Autoantikörper (GADA),
  • Insulinom-assoziierte Antigen-2 Autoantikörper (IA-2A)
  • Zink-Transporter-8 Autoantikörper (ZnT8A)
  • Insulin Autoantikörper (IAA)

 

Früherkennung als Regelversorgung

Eine kürzlich erschienene Studie hat untersucht, wie viel eine Früherkennung von Typ-1-Diabetes mittels einer Kapillarblutprobe kostet. Dafür wurden Studiendaten aus dem Zeitraum 2015 bis 2019 ausgewertet. In dieser Zeit wurden 90.632 Kinder von 682 Kinderärzten beziehungsweise Kinderärztinnen und 16 pädiatrischen Diabetes-Kliniken in Bayern auf Typ-1-Diabetes gescreent. Teilnehmen konnten alle Kinder zwischen 2 und 5 Jahren aus Bayern. Insgesamt wurde bei 280 Kindern (0,31 Prozent) ein Typ-1-Diabetes-Frühstadium diagnostiziert.

 

Kosten der Früherkennung

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ein Früherkennungstest im Rahmen der Studie rund 28 Euro pro Kind gekostet hat. Die Kostenanalyse berücksichtigt sowohl die Beschaffung, Verarbeitung und Analyse der Blutproben, als auch die Mitteilung der Ergebnisse. Ebenso enthalten sind die Ausgaben für Tests zur Einschätzung der Betazellfunktion und der Blutglukose sowie für eine Präventivschulung und Beratung für betroffene Kinder und deren Familien. Sollte die Früherkennung in die medizinische Regelversorgung aufgenommen werden, könnte sich der Preis pro untersuchtem Kind auf etwa 22 Euro reduzieren.

 

Optimale Betreuung durch Früherkennung

Die Früherkennung eines Typ-1-Diabetes bietet einige Vorteile für die betroffenen Kinder und ihre Familien. Früh entdeckt kann der Diabetes optimal betreut und behandelt werden. Oft fällt der Typ-1-Diabetes erst auf, wenn es zu einer schweren bis lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung kommt. Die sogenannte diabetische Ketoazidose tritt auf, wenn im Körper kein oder fast kein Insulin mehr vorhanden ist. Sie kann in einem diabetischen Koma mit lebensgefährlichen Folgen münden. Damit sind häufig eine intensivmedizinische Behandlung und ein längerer Krankenhausaufenthalt verbunden. Zudem kommt es vermehrt zu einer schlechteren Blutglukoseeinstellung mit erhöhtem Risiko für Folgeerkrankungen und hohen Kosten für das Gesundheitssystem.

 

Wegweiser für weitere Studien

Die Analyse basiert auf den Daten der Fr1da-Studie. Im Rahmen der Studie wird weltweit das größte, bevölkerungsweite Screening für Typ-1-Diabetes-Frühstadien bei Kindern angeboten. Die Ergebnisse der Kostenanalyse bieten einen guten Referenzrahmen für die Kosten einer Implementierung eines Früherkennungstests. In Zukunft braucht es jedoch noch weitere Kosten-Nutzen-Analysen. Zum einen muss betrachtet werden, wie das Verhältnis zwischen den Kosten eines Früherkennungstests und den möglichen Kosteneinsparungen durch das Verhindern von Stoffwechselentgleisungen und deren Folgen sowie einer höheren Lebensqualität ist. Zum anderen muss auch betrachtet werden, wie sich dies im Verhältnis zu den Kosten und der Lebensqualität ohne Screening gestaltet.  

 

Quelle:

Karl, F. M. et al.: Costs of Public Health Screening of Children for Presymptomatic Type 1 Diabetes in Bavaria, Germany. In: Diabetes Care, 2022 (online)