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Leitlinien – Entscheidungshilfen für die Medizin

In Deutschland aber auch international stehen eine Vielzahl an Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften zur Verfügung. Doch was genau sind Leitlinien überhaupt? An wen richten sie sich und wozu dienen sie?

 

Was sind Leitlinien?

Leitlinien stellen konkrete Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen für definierte Fragestellungen bezüglich der Versorgung und Behandlung von Gesundheitsproblemen und Krankheiten dar. Ziel ist es, mit Hilfe von Leitlinien den aktuellen Wissensstand systematisch aufzubereiten und die medizinische Versorgung zu verbessern. Sie sind rechtlich nicht bindend und sollen lediglich bei der Entscheidung unterstützen. Ob die Handlungsempfehlung einer Leitlinie umgesetzt werden kann oder sollte, muss immer individuell überprüft werden.

Die Entwicklung deutschsprachiger Leitlinien wird von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e.V. koordiniert. Auf der Website der AWMF sind alle deutschsprachigen Leitlinien aufgeführt und können kostenlos heruntergeladen werden.

 

Leitlinie ist nicht gleich Leitlinie

Bei Leitlinien wird zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen (S1 bis S3) unterschieden. S3 ist dabei die höchste Stufe. Entscheidend für die Klassifikation ist,

  • nach welchem methodischen Konzept eine Leitlinie erstellt wird und
  • welche Personen an der Erstellung beteiligt sind (Leitliniengruppe).
     

Leitlinien Entwicklungsstufen von S1 bis S3
 

Zudem wird bei S3-Leitlinien noch die sogenannte Evidenzstärke oder auch Evidenzklasse angegeben. Diese ergibt sich aus der Qualität der verwendeten Studien (Evidenz = Aussagekraft). In der Regel werden 4 Hauptklassen unterschieden, die in weitere Unterklassen eingeteilt werden (Ia, Ib, IIa, IIb, III, IV). Die höchste Evidenzklasse ist Ia. Dabei beruht die Evidenz auf Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien. Bei einer Metaanalyse werden viele Studien zu derselben Fragestellung ausgewertet und verglichen. Das Gesamtergebnis hat in der Regel eine höhere Aussagekraft als die Ergebnisse der Einzelstudien.

 

An wen richten sich Leitlinien?

Leitlinien richten sich in erster Linie an Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Gesundheitsfachkräfte. Aber auch für Patientinnen und Patienten sowie Angehörige und Interessierte gibt es zu mehreren Leitlinien auch sogenannte Patientenleitlinien.

Patientenleitlinien vermitteln die Empfehlungen der Leitlinien in allgemeinverständlicher Sprache. Dadurch bieten sie eine Möglichkeit für betroffene Personen und Interessierte sich umfassend zu informieren. Zudem können Patientenleitlinien zum Beispiel:

  • Das Arzt-Patienten-Gespräch und die partizipative Entscheidungsfindung unterstützen.
  • Die Gesundheitskompetenz fördern.
  • Das Selbstmanagement der Erkrankung durch die Patientinnen und Patienten unterstützen.
  • Die aktive Beteiligung der Patientinnen und Patienten an der Behandlung fördern.

Die Patientenleitlinien stehen ebenfalls bei der AWMF kostenfrei zum Download zur Verfügung und können an Patientinnen und Patienten sowie Interessierte ausgegeben werden.

 

Weitere Informationen rund um das Thema Leitlinien, finden Sie in unserem Hintergrundartikel auf diabinfo.de.

 

Quellen:

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin et al.: Erstellung von Patientenleitlinien zu S3-Leitlinien/NVL im Rahmen der Leitlinienprogramme. 2. Auflage. Version 1. 2019

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.: AWMF-Regelwerk Leitlinien. (Letzter Abruf: 14.02.2024)