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Neudiagnose Diabetes – Krankheitsbild und Symptome

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Kálmán Bódis

Bei Ihnen wurde Diabetes diagnostiziert: Das wirft erst einmal viele Fragen auf. Wenn Sie die Diagnose Diabetes erhalten haben, sind Sie wahrscheinlich erst einmal verunsichert, was nun zu beachten ist. Diabetes ist jedoch gut behandelbar, sodass Sie ein weitgehend beschwerdefreies Leben mit Diabetes führen können.

Eine wichtige Voraussetzung dabei ist, dass Sie die Erkrankung und die Behandlung annehmen. Hier auf diabinfo.de – dem Diabetesinformationsportal von Helmholtz Munich, des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) – können Sie sich umfassend über die Krankheit informieren. Denn erst dann können Sie selbst entscheiden, welche Behandlungsmaßnahmen Sie eigenverantwortlich und motiviert mittragen können und wollen. Unterstützung finden Sie außerdem durch zahlreiche Informations- und Beratungsangebote, Ärztinnen und Ärzte sowie Selbsthilfegruppen.


Informationen in Einfacher Sprache zu den Themen "Was ist Diabetes?" sowie "Typ-1-Diabetes" und "Typ-2-Diabetes" stehen Ihnen auf diabinfo.de ebenfalls zur Verfügung.

Was ist Diabetes?

Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Das Hauptmerkmal ist die chronische Hyperglykämie (Überzuckerung), das bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Ursache ist eine gestörte Aufnahme von Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen. Diabetes mellitus muss so früh wie möglich behandelt werden, da durch die hohen Blutzuckerwerte Schäden an Blutgefäßen, Nerven und Organen entstehen können.

Um den aus der Nahrung gewonnenen Zucker in den Körperzellen verwerten zu können, benötigt der Körper das Hormon Insulin. Bei Menschen mit Diabetes ist die Wirkung von Insulin vermindert und/oder die Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig bis gar kein Insulin mehr. Auf Basis dieser Störung wird grundsätzlich zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes unterschieden. Es gibt aber auch andere Diabetes-Typen, die seltener auftreten. Eine weitere Form des Diabetes stellt der Schwangerschaftsdiabetes dar. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die erstmals während der Schwangerschaft diagnostiziert wird. In der Regel normalisiert sich der Blutzuckerspiegel nach der Schwangerschaft wieder und der Diabetes verschwindet. Weitere Informationen zum Schwangerschaftsdiabetes finden Sie hier!

Diabetes Typ 1

Typ-1-Diabetes tritt meist schon im Kindes- oder Jugendalter auf, aber auch Erwachsene können an Typ-1-Diabetes erkranken. Bei dieser Krankheit sind die insulinproduzierenden Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse irreparabel geschädigt. Der Körper kann kein Insulin mehr produzieren und daher auch den Zucker nicht aus dem Blut in die Körperzellen aufnehmen. Die Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel.

Bei der Mehrheit der Patientinnen und Patienten werden die Inselzellen aufgrund einer Fehlreaktion des Immunsystems durch körpereigene Antikörper zerstört. Es handelt sich also um eine Autoimmunerkrankung. An Typ-1-Diabetes erkrankte Menschen müssen regelmäßig ihre Blutzuckerwerte messen und Insulin spritzen.

Weitere Informationen zur Behandlung von Typ-1-Diabetes finden Sie hier.

Diabetes Typ 2

Typ-2-Diabetes tritt in der Regel erst nach dem 40. Lebensjahr auf und wurde früher daher auch oft als Altersdiabetes bezeichnet. Bei dieser Erkrankung nimmt die Reaktion der Körperzellen auf das Hormon Insulin ab (Insulinresistenz). Daraufhin erhöht die Bauchspeicheldrüse zunächst die Insulinproduktion, bis das vermehrt ausgeschüttete Insulin nicht mehr ausreicht, um die Insulinresistenz auszugleichen. Auf Dauer schütten die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse immer weniger Insulin aus.

Die Entwicklung dieser Krankheit ist schleichend, sie wird meist nur durch Zufall diagnostiziert. Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes sind Übergewicht, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung. Patientinnen und Patienten, die unter dem sogenannten metabolischen Syndrom leiden, haben ein hohes Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Beim metabolischen Syndrom treten mehrere Krankheitsbilder gleichzeitig auf: Übergewicht (insbesondere durch Bauchfett), zu hohe Blutzucker- und Blutfettwerte sowie Bluthochdruck.

Zur Behandlung von Typ-2-Diabetes kann in frühen Stadien der Erkrankung häufig eine Gewichtsabnahme durch die Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung bereits ausreichen, um die Blutzuckerwerte zu verbessern.

Welche Symptome können auf Diabetes hindeuten?

Das Hauptmerkmal von Diabetes mellitus ist ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel. Diese sogenannte Überzuckerung kann die folgenden typischen Symptome hervorrufen:

  • Starkes Durstgefühl
  • Verstärkter Harndrang
  • Gewichtsverlust
  • Muskelschwäche
  • Müdigkeit
  • Schlechte Wundheilung
  • Sehstörungen
  • Trockene, juckende Haut

Bei Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes treten die Symptome in der Regel innerhalb von Tagen oder Wochen auf. Die Erkrankung bricht meist im Kindes- oder Jugendalter aus, kann aber auch bei Erwachsenen neu auftreten. Typ-1-Diabetes muss ein Leben lang durch das Spritzen von Insulin behandelt werden.

Durch den stark erhöhten Blutzucker kann es zu einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung, einer sogenannten diabetischen Ketoazidose, kommen. Diese Übersäuerung des Blutes kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Häufiges Wasserlassen
  • Starker Durst
  • Vertiefte Atmung
  • Süßlicher, nach verdorbenem Obst (Aceton) riechender Atem oder Urin
  • Sehstörungen
  • Mundtrockenheit
  • Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Verwirrung
  • Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma

Eine diabetische Ketoazidose ist ein akuter Notfall und muss schnellstens im Krankenhaus behandelt werden. Eine Ketoazidose trifft hauptsächlich Menschen mit Typ-1-Diabetes, da sie als Folge eines absoluten oder relativen Insulinmangels entsteht. Aber auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kann eine diabetische Ketoazidose auftreten, wenn bei stark erhöhtem Blutzuckerspiegel kaum noch Insulin vorhanden oder wirksam ist.

Da bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Bauchspeicheldrüse aber in der Regel zumindest kleine Mengen an Insulin ausschüttet, kommt es bei ihnen häufiger zur Entwicklung eines sogenannten hyperglykämischen hyperosmolaren Syndroms, wenn die Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum sehr hoch sind.

Typ-2-Diabetes betrifft eher ältere Menschen. Die Krankheit entwickelt sich meist schleichend und ihre Anzeichen sind oft unspezifisch. Daher bleibt Typ-2-Diabetes in vielen Fällen über Jahre unentdeckt. Häufig ist der krankhaft erhöhte Blutzuckerspiegel ein Zufallsbefund, wenn sich betroffene Personen aufgrund einer anderen Erkrankung untersuchen lassen. Um die Erkrankung frühzeitig feststellen und möglichen Folgeerkrankungen vorbeugen zu können, sind regelmäßige Gesundheitschecks bei einer Ärztin oder einem Arzt unerlässlich.

Quellen:

Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. Langfassung. 1. Auflage. Version 4. 2014 (Gültigkeit abgelaufen, in Überarbeitung)
Danne, T. et al. (2014): Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-642-24645-6
Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. 2. Auflage. 2018
Häring, H.-U. et al. (2011): Diabetologie in Klinik und Praxis. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, ISBN: 9783135128061
International Diabetes Federation: The IDF consensus worldwide definition of the metabolic syndrome. 2006 (Letzter Abruf: 01.03.2021)
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In: Diabetologie, 2020, 15: S65-S92
Nyenwe, E. A. et al.: The evolution of diabetic ketoacidosis: An update of its etiology, pathogenesis and management. In: Metabolism, 2016, 65: 507-521
Stand: 01.03.2021