Wenn die Basistherapie nicht ausreicht
Basis der Typ-2-Diabetes-Behandlung ist die nicht-medikamentöse Therapie hin zu einer Lebensstiländerung. Diese Basistherapie ist fester Bestandteil aller Therapiestufen des Typ-2-Diabetes und umfasst unter anderem eine Ernährungsumstellung sowie die Steigerung der körperlichen Aktivität.
Wenn die Basistherapie allein nicht ausreicht, um den Blutglukosespiegel in den Normbereich zu senken, können zusätzlich blutglukosesenkende Medikamente, orale Antidiabetika (OAD) und GLP-1-Rezeptoragonisten, eingesetzt werden. In späteren Stadien des Typ-2-Diabetes lassen sich blutglukosesenkende Medikamente auch mit Insulin kombinieren. Doch wie gestaltet sich die Auswahl der medikamentösen Therapie und wie können die Patientinnen und Patienten in den Prozess mit eingebunden werden?
Den individuellen Therapie-Algorithmus finden
Nicht alle Menschen mit Diabetes sprechen gleich gut und dauerhaft auf ein Antidiabetikum an. Auch die Verträglichkeit kann individuell unterschiedlich ausfallen. So kann es sein, dass mit einem weiteren oder anderen Medikament die individuellen Therapieziele besser erreicht werden können. Einen Überblick über einen möglichen Ablauf der gemeinsamen Wahl der geeigneten medikamentösen Therapie bietet die Grafik „Algorithmus der medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes“.
Mehr Informationen zum Algorithmus der medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes lesen Sie hier.
Algorithmus der medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes
Partizipative Entscheidungsfindung: Binden Sie Ihre Patientinnen und Patienten mit ein
Bei der Therapie des Typ-2-Diabetes sollten die individuellen Therapieziele von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt gemeinsam mit der Patientin beziehungsweise dem Patienten festgelegt werden. Faktoren, die dabei berücksichtigt werden sollten, sind:
- die jeweilige Lebenssituation und der Lebensstil
- das Alter
- eventuelle körperliche oder kognitive Beeinträchtigungen
- der allgemeine Gesundheitsstatus
- Wertvorstellungen und vergangene Erfahrungen
- Auswirkungen der Therapiemaßnahmen auf die Lebensqualität der betroffenen Person
Wichtig ist dabei vor allem, dass die Ziele realistisch und alltagstauglich sind.
Wird das angestrebte individuelle Therapieziel im geplanten Zeitraum nicht erreicht, sollte gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten besprochen werden, welche Gründe dafür vorliegen könnten. Diese können dann bei weiteren Therapiemaßnahmen berücksichtigt werden.
Persönliche Medikamenten-Wahl führt zu verbesserten Stoffwechselkontrolle
Eine britische Studie hat untersucht, ob es einen positiven Einfluss auf den HbA1c-Wert hat, wenn die Patientinnen und Patienten ihr Medikament für die Diabetes-Therapie selbst auswählen. Die 448 Teilnehmenden hatten zu Beginn der Studie bereits 2 verschiedene orale Blutglukosesenker eingenommen. Während der Studie probierten sie einen weiteren 3. Wirkstoff aus. Zur Verfügung stand ein DPP-4-Inhibitor (Sitagliptin), ein SGLT-2-Inhibitor (Canagliflozin) oder ein Thiazolidindion (Pioglitazon).
Nach einer 4-monatigen Testphase entschieden sich die Teilnehmenden für den Wirkstoff ihrer Wahl. Das Ergebnis: Erzielten zu Beginn der Studie alle 3 Wirkstoffe noch in etwa denselben HbA1c-Wert, sank dieser, wenn die Patientinnen und Patienten ihr Wunsch-Medikament einnahmen, im Durchschnitt um 2,6 Prozent (4,6 mmol/mol).
Die Forschenden gehen davon aus, dass der selbst gewählte Wirkstoff gewissenhafter eingenommen wurde – unter anderem wahrscheinlich, da die Teilnehmenden diesen in der Testphase am besten vertragen hatten.
Hier finden Sie einen Überblick zu den Diabetes-Medikamenten und ihren Wirkungsorten – als Download für Ihre Arbeit in der Praxis oder zur Weitergabe an Ihre Patientinnen und Patienten.
Diabetes-Medikamente – Auf einen Blick
Quelle:
Shields, B. M. et al.: Patient preference for second- and third-line therapies in type 2 diabetes: a prespecified secondary endpoint of the TriMaster study. In: Nature Medicine, 2023, 29: 384-391