Hauptinhalt anzeigen
Nachrichten
Folgeerkrankungen

Schwere psychische Erkrankungen erhöhen das Komplikationsrisiko

Wissenschaftliche Unterstützung : Prof. Dr. Christian Herder

Personen mit einer Depression, bipolaren Störung, Schizophrenie oder einer anderen schweren psychischen Erkrankung haben ein 2- bis 3-fach erhöhtes Typ-2-Diabetes-Risiko. Doch inwieweit beeinflussen schwere psychische Erkrankungen das Risiko und die Entwicklung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen?

 

Nieren-, Augen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mögliche Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus. Im Rahmen einer Bevölkerungsstudie wurde nun das Risiko und Auftreten diabetischer Komplikationen bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen untersucht. Ziel war es, herauszufinden, ob sich bei Personen mit Typ-2-Diabetes und schweren psychischen Erkrankungen häufiger und früher bestimmte Folgeerkrankungen entwickeln als bei psychisch gesunden Personen. Insgesamt wurden Daten von 371.625 Menschen mit Typ-2-Diabetes in einer landesweiten Registerstudie in Dänemark ausgewertet (Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diabetes-Diagnose: 63 Jahre). Davon hatten 8 Prozent (30.102 Personen) eine schwere psychische Erkrankung.

 

Folgeerkrankungen treten früher auf

Die Auswertung ergab, dass psychisch schwer kranke Menschen mit Typ-2-Diabetes häufiger und auch früher diabetesbedingte Folgeerkrankungen entwickeln als psychisch Gesunde. Dies zeigte sich insbesondere für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen.

Bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen traten Nierenerkrankungen, Amputationen der Füße und Beine (untere Extremitäten) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwa 15 Prozent häufiger auf als bei Menschen ohne schwere psychische Erkrankungen. Bei Personen unter 70 Jahren war das Risiko jedoch noch stärker erhöht. Lediglich Augenerkrankungen waren bei psychisch schwer erkrankten Personen mit Typ-2-Diabetes seltener. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Augenerkrankungen bei Menschen mit schweren psychischen Störungen häufig nicht erkannt werden, da sie seltener Routineuntersuchungen wahrnehmen, so das Studienteam.

 

Ungesunder Lebensstil kann Risiko erhöhen

Mögliche Ursachen für das erhöhte Komplikationsrisiko bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer schweren psychischen Erkrankung könnten beispielsweise ein ungesunder Lebensstil oder ein suboptimales Diabetes-Management sein. In der Studie waren die psychisch kranken Personen im Vergleich zu den psychisch gesunden Personen weniger sportlich aktiv, rauchten häufiger und ernährten sich ungesünder. Dies kann sich negativ auf die Blutzucker-Langzeitkontrolle auswirken und Folgeschäden verursachen.

 

Versorgung verbessern

Die Studienergebnisse zeigen, dass psychisch schwer kranke Menschen mit Typ-2-Diabetes bereits in jungen Jahren teils schwerwiegende Folgeerkrankungen entwickeln können. Vor diesem Hintergrund sind vorbeugende Maßnahmen und eine konsequente Behandlung des Diabetes besonders in den jüngeren Altersgruppen wichtig. Dazu gehören beispielsweise eine Untersuchung auf Nierenschäden und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie ein optimales Diabetes-Management.

 

Quelle:
Scheuer, S. H. et al.: Severe mental illness and the risk of diabetes complications. A nationwide register-based cohort study. In: J Clin Endocrinol Metab, 2022, dgac204