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Folgeerkrankungen

Wirkt sich Diabetes Typ 2 auf die Alterung des Gehirns aus?

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Kálmán Bódis

Wie schnell das Gehirn altert und damit geistige Funktionen eingeschränkt werden, hängt laut einer Studie auch mit dem Stoffwechsel zusammen. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass bestimmte Bereiche im Gehirn bei Menschen mit Typ-2-Diabetes schneller umstrukturiert und beeinträchtigt werden als im normalen Alterungsprozess.

 

Daten zeigen kognitive Defizite

In Rahmen einer Datenbank-Analyse wurden bildliche Darstellungen des Gehirns (Neuroimaging) und Daten zur geistigen Leistung von insgesamt 20.314 Personen der United Kingdom (UK) Biobank ausgewertet. Im Schnitt waren die Teilnehmenden (1.012 Menschen mit Typ-2-Diabetes und 19.302 stoffwechselgesunde Kontrollpersonen) zwischen 50 und 80 Jahre alt. Die Diabetes-Dauer lag durchschnittlich bei 8,5 Jahren. Rund die Hälfte der Teilnehmenden mit Typ-2-Diabetes wurde mit Metformin behandelt, 352 Personen erhielten keine medikamentöse Diabetes-Therapie.

Die Analyse ergab, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu stoffwechselgesunden Menschen kognitive Defizite vorweisen. Die Unterschiede bestanden auch nach Anpassung der Ergebnisse an mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand und eventuellen Bluthochdruck. Bestätigt wurden die Ergebnisse in einer Übersichtsarbeit mit Daten von insgesamt 94 Studien, an denen mehr als 24.000 Personen teilgenommen hatten.

 

Geistige Funktionen nehmen schneller ab

Die ausgewerteten Daten zeigen ein deutliches Bild: Im Vergleich zu gleichaltrigen und gleichgeschlechtlichen, stoffwechselgesunden Teilnehmenden waren geistige Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Lernen, Denken, Entscheidungsfindung oder Sprache bei Menschen mit Typ-2-Diabetes stärker eingeschränkt. Dabei überlappten die Auswirkungen der Diabetes-Erkrankung mit denen des Alters auf Hirnstruktur und -funktion. Jedoch traten sie bei Menschen mit Diabetes früher auf.

Zudem zeigten sich mit zunehmender Diabetes-Dauer immer mehr kognitive Einschränkungen. Das Diabetes-Medikament Metformin hatte keine Auswirkungen auf den degenerativen Prozess.

 

Marker im Gehirn als Diabetes-Wegweiser

Das Studienteam vermutet, dass das Gehirn bei Typ-2-Diabetes in einen „Sparmodus“ mit weniger Stoffwechselaktivität umschalten könnte. Ursache könnte ein Glukose-(Zucker-)Mangel in den Gehirnzellen sein, der durch eine Insulinresistenz verursacht wird. Dadurch könnten strukturelle und funktionelle Defizite auftreten. Dieser Prozess wurde auch beim Altern beobachtet und könnte bereits vor der Typ-2-Diabetes-Diagnose einsetzen.

Daher könnten bestimmte Marker im Gehirn, die per bildgebendem Verfahren identifiziert werden, künftig auf das Diabetes-Stadium hindeuten. Ebenso wichtig sind neue Therapien, die neurokognitive Beeinträchtigungen infolge eines Typ-2-Diabetes verzögern.

 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Hintergrundartikel: „Wie kann Diabetes Gehirn und Psyche beeinflussen?“.

 

Quelle:
Antal, B. et al.: Type 2 diabetes mellitus accelerates brain aging and cognitive decline: Complementary findings from UK Biobank and meta-analyses. In: eLife, 2022, 11: e73138