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Bewegung

Beeinflusst körperliche Aktivität das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen?

Wissenschaftliche Unterstützung: PD Dr. Sabrina Schlesinger

Jeder Schritt zählt – das gilt zumindest für die Vorbeugung von Typ-2-Diabetes. Doch kann körperliche Aktivität auch das Risiko für Erkrankungen reduzieren, die in Folge von Diabetes auftreten? Dieser Zusammenhang wurde nun im Rahmen einer Metaanalyse untersucht.

 

Ein gesunder Lebensstil – Die Basis, um Folgeerkrankungen vorzubeugen

Langfristig können zu hohe Blutzuckerwerte kleine und große Blutgefäße schädigen – dies hat gesundheitliche Folgen für verschiedene Organe. Besonders Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen an Nieren, Augen und Nerven sowie das diabetische Fußsyndrom treten häufig bei Personen mit Diabetes auf.

Ernährung und Bewegung gelten neben einer normnahen Blutzuckereinstellung als wichtige Einflussfaktoren, um solchen Folgeerkrankungen vorzubeugen. Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und diabetesbedingten Folgeerkrankungen wurde bisher allerdings nicht umfangreich zusammengefasst und die Aussagekraft der Studien nicht ausreichend bewertet.

Eine Metaanalyse mit 31 Studien konnte nun nachweisen, dass körperliche Aktivität einen Einfluss auf die Entstehung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen hat.

 

Körperliche Aktivität senkt das Risiko

Die Analyse ergab mit moderater Beweiskraft, dass körperliche Aktivität das relative Risiko für das

  • Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 16 Prozent und das
  • Versterben durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 38 Prozent reduzierte.

Es wurde ebenfalls ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Erkrankungen der kleinen Blutgefäße beobachtet. Hierzu zählen Nerven-, Nieren- und Augenerkrankungen. Besonders für Augenerkrankungen zeigte sich eine relative Risikoreduktion von 32 Prozent bei hoher körperlicher Aktivität im Vergleich zu geringer körperlicher Aktivität.

Es konnte eine sogenannte Dosis-Wirkungs-Beziehung nachgewiesen werden: Das heißt, mit steigender körperlicher Aktivität sank das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen. Gleichzeitig bedeutet dies, dass sich bereits ein geringes Maß an körperlicher Aktivität vorbeugend auf die Entstehung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen auswirkt.

 

Auch bei Folgeerkrankungen gilt: Jeder Schritt zählt

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von körperliche Aktivität auf den Verlauf der Diabetes-Erkrankung. So könnte schon eine Stunde Nordic Walking pro Woche das relative Risiko für die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Diabetes um circa 10 Prozent reduzieren, schlussfolgern die Forschenden anhand der Ergebnisse.

Es muss berücksichtigt werden, dass die vorliegende Metaanalyse auf Beobachtungsstudien beruht. Zudem wurde die körperliche Aktivität der Teilnehmenden in den einzelnen Studien häufig nur zu Studienbeginn durch einen selbstauszufüllenden Fragebogen erfasst. Dies könnte zu einer Überschätzung der körperlichen Aktivität oder Verzerrung der Ergebnisse geführt haben. Auch wurde selten zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes unterschieden. Zusätzliche Analysen, die zwischen den Diabetes-Typen differenzierten, zeigten kaum Unterschiede.

Bei einer Metaanalyse werden viele Studien zu derselben Fragestellung systematisch zusammengetragen und gemeinsam ausgewertet. Das Gesamtergebnis der Metaanalyse hat in der Regel eine höhere Aussagekraft (Evidenz) als die Ergebnisse der Einzelstudien.

 

Quellen:

Deutsches Diabetes-Zentrum: Körperliche Aktivität von Menschen mit Diabetes assoziiert mit geringerem Risiko für schwere Komplikationen – eine DDZ Metaanalyse. Pressemitteilung vom 16.12.2022

Rietz, M. et al.: Physical Activity and Risk of Major Diabetes-Related Complications in Individuals With Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis of Observational Studies. In: Diabetes Care, 2022, 45: 3101-3111